Nach einer Einführung durch Moderatorin Angelika Hensolt von der SWR-Wirtschaftsredaktion folgte ein Videoeinspieler zur medizinischen Translation, in dem die Frage aufgegriffen wurde, wie medizinische Forschungsergebnisse schneller ihren Weg in die Patientenversorgung finden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg 2018 ins Leben gerufen hat, hob in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung der Verbesserung der Translation in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa hervor. Im anschließenden Impulsvortrag berichtete Dr. Kathrin Brenker davon, wie sie dazu kam, als Wissenschaftlerin eine Firma zu gründen, wie sie auf dem steinigen Weg der Start-up-Gründung unterstützt wurde und an welchen Stellen noch Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.
Nach der Anmoderation von Moderatorin Angelika Hensolt sprach Gesundheitsminister Manne Lucha in seiner Rede über Hemmnisse, die der medizinischen Translation entgegenstehen, über bürokratische Hürden, die es zu bewältigen gilt, sowie über die Potenziale Künstlicher Intelligenz. Anschließend wurden die Kernergebnisse der Translationsstrategie vorgestellt, die unter dem Dach des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg von Forums-Akteurinnen und -Akteuren sowie Vertreterinnen und Vertretern des Sozial-, Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums erarbeitet wurde. Dazu stellten Prof. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus, und Prof. Oliver G. Opitz, Leiter der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg, einige der Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsversorgung vor.
Was im Bereich von Forschung und Wissenschaft wichtig für eine gelungene Translation ist, erklärten Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sowie Dr. Fridtjof Traulsen, Standortleiter bei Boehringer Ingelheim in Biberach, und Dr. Reiner Wessel, Direktor des Innovationsmanagements am Deutschen Krebsforschungszentrum. Die in der Translationsstrategie erarbeiteten Maßnahmen im Bereich Gesundheitswirtschaft stellten Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hofmeister-Kraut, Prof. Dr. Katja Schenke-Layland, Leiterin des NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut am Universitätsklinikum Tübingen, und Dr. André H. R. Domin, Chief Executive Officer am Technologiepark Heidelberg GmbH, vor.
Entsprechend der Translationsstrategie sollen beispielsweise Genehmigungsverfahren für Klinische Studien vereinfacht und Vertragsvorgaben vereinheitlicht werden. Klinische Studien schaffen – insbesondere für Menschen, die unter seltenen, lebensbedrohlichen oder schnell fortschreitenden Erkrankungen leiden – einen frühen Zugang zu neuen oder alternativen Therapieoptionen.
Im Forum soll zudem ein Vorschlag aus der Wissenschaft geprüft werden, künftig eine übergreifende und landesweit zuständige Ethikkommission zu etablieren. Das Land Baden-Württemberg verfügt derzeit über insgesamt sechs medizinische Ethikkommissionen, die Forschungsvorhaben mit Menschen oder menschlichem Biomaterial prüfen und über deren Durchführung entscheiden. Da es sich bei den Bewertungen stets um Einzelfall- und Ermessensentscheidungen der jeweiligen Ethikkommission handelt, kann gerade bei standortübergreifenden Forschungsprojekten nicht ausgeschlossen werden, dass identische Anträge an den Standorten unterschiedlich und zeitlich versetzt bewertet werden – eine Kommission also ein Vorhaben genehmigt und eine andere Kommission dies ablehnt.
Zudem wird in der Translationsstrategie vorgeschlagen, innovativere Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln, die Innovationsbudgets für Krankenkassen ermöglichen. Mit diesem Budget erhielten Krankenkassen Mittel und Anreize, Forschungsansätze zu fördern, die patientenorientiert, versorgungsnah, gesundheitsökonomisch und auf die Regelversorgung ausgerichtet sind.
Im Anschluss an die Vorstellung der Translationsstrategie folgte eine Fragerunde, bei der das Saalpublikum sowie die online zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit hatten, sich zu konkreten Themen im Bereich der medizinischen Translation zu äußern.
Nach der Mittagspause wurden in einem Videoclip die drei breit angelegten Infrastruktur- und Innovationsprojekte der dritten Förderrunde des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg vorgestellt. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Johannes Bauernfeind (AOK Baden-Württemberg), Prof. Dr. Dr. Melanie Börries (Universitätsklinikum Freiburg), Prof. Dr. Tobias Keber, (Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg), Prof. Dr. Jens Maschmann, (Universitätsklinikum Tübingen), Dr. Peter Ziese (Philips Medizin Systeme Böblingen GmbH) und Dr. Susanne Ozegowski, (Bundesministerium für Gesundheit), die aus Berlin zugeschaltet war, über das Thema „Gesundheitsdatennutzung in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa“. Dabei ging es unter anderem um aktuelle Hindernisse, um Fragen des Datenschutzes und die Potenziale der Gesundheitsdatennutzung für die Medizin von morgen.
Nach der Podiumsdiskussion hatte das Publikum vor Ort sowie im Livestream die Möglichkeit, den Diskutantinnen und Diskutanten Fragen zu stellen. Nach der Verabschiedung durch Moderatorin Angelika Hensolt hatten die Teilnehmenden vor Ort noch einmal die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und der Besichtigung der ausgestellten Innovationen.