100 Millionen Euro für den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg
Die Landesregierung stärkt mit mehr als 100 Millionen Euro durch Kooperationsvorhaben den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg. Unterstützt werden die Vernetzung der Hochschulmedizin und die Spitzenforschung im Bereich der Lebenswissenschaften am Innovationscampus Rhein-Neckar.
Die starken Standorte der Hochschulmedizin in Baden-Württemberg werden in einem neuen Verbund noch besser kooperieren. In der Rhein-Neckar Region entsteht zudem ein Innovationscampus im Bereich der Lebenswissenschaften von internationaler Strahlkraft, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Dienstag, 12. Januar 2021, in Stuttgart mitteilten. Der Ministerrat hat zuvor für beide Projekte umfangreiche finanzielle Unterstützung zugesagt. Für das Gesamtvolumen von mehr als 100 Millionen Euro wurde im Rahmen des Nachtragshaushaltes jetzt eine erste Tranche in Höhe von knapp 60 Millionen Euro freigegeben.
Bündelung der Kräfte ist entscheidend
„Der neue strategische Kooperationsverbund Hochschulmedizin hilft uns in der Pandemie und darüber hinaus“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die Bündelung der Kräfte ist entscheidend, um den Gesundheitssektor des Landes noch stärker zu machen und krisenfest aufzustellen. Wir sind uns sicher: Das ist für die Versorgung im Land wichtig und zahlt sich auch wirtschaftlich aus.“
Mit dem Innovationscampus in der Rhein-Neckar-Region im Bereich der Lebenswissenschaften und der Gesundheitswirtschaft soll der Hotspot im Rhein-Neckar-Raum gefördert werden, der internationale Strahlkraft besitzt. „Der neue Leuchtturm der Spitzenforschung soll in Forschung und Transfer die vorhandenen Potenziale in der Region noch besser nutzbar machen“, so der Ministerpräsident. Vorbild für diesen Innovationscampus ist das erfolgreiche und dynamische Cyber Valley im Bereich Künstliche Intelligenz.
Internationale Strahlkraft
Mit dem Start des insgesamt 40 Millionen Euro schweren Projekts Innovationscampus, von denen in einer ersten Tranche 18 Millionen Euro bewilligt wurden, unterstützt das Land die systematische Zusammenarbeit über Institutionengrenzen hinweg in Forschungs- und Transferfragen. Damit wird auch das dynamische Gründerumfeld vor Ort belebt und die Innovationsfähigkeit im Gesundheitsbereich gesteigert. „Damit spielt das Land in der Gesundheitsforschung in einer neuen Liga“, betonte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Mit dem Aufbau des ersten Innovationscampus Cyber Valley wurde bereits unter Beweis gestellt, wie die Kombination aus exzellenter Wissenschaft und Nachwuchsförderung, aus Grundlagenforschung und Anwendungsbezug sowie dem Engagement von forschungs- und technologieaffinen Unternehmen und einem dynamischen Gründerumfeld durch regionale Verdichtung internationale Strahlkraft entfalten kann.
Die Corona-Pandemie habe die überragende Bedeutung der Hochschulmedizin für die Krisenreaktion, die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung und die Entwicklung innovativer Ansätze im Land nochmals unter Beweis gestellt, so Bauer weiter. Nicht nur bei der Versorgung der Kranken, sondern auch bei der Vorbereitung und Umsetzung der Impfstrategie des Landes seien die Universitätskliniken maßgebend beteiligt.
Starker Verbund Hochschulmedizin Baden-Württemberg
Das Land greift zusammen mit den Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten die durch neue Herausforderungen erforderliche stärkere Bündelung der Kräfte auf: Insbesondere die Veränderungen durch Digitalisierung und die neuen Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz und Systemmedizin können nur durch konsequente und verlässliche Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken und das gemeinsame Management von großen interoperablen Datenbeständen optimal genutzt werden. Die Konkurrenz der Standorte wird nun um ein stärkeres Element der Kooperation ergänzt und damit die langfristige strategische Zusammenarbeit sichergestellt.
Auf dieser Basis schließen sich alle Medizinischen Fakultäten des Landes mit den Universitätsklinika Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm zu dem neuen Kooperationsverbund „Hochschulmedizin Baden-Württemberg“ zusammen. Ende Februar soll ein Verein als ein gemeinsames Dach starten und eine Struktur für die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben und die Weiterentwicklung der Hochschulmedizin in Versorgung, Forschung und Lehre sowohl in der Breite als auch für eine Spitzenmedizin in Baden-Württemberg schaffen.
„Der Kooperationsverbund ist auch das Ergebnis unserer jahrelangen konsequenten Förderung der Zusammenarbeit in der Hochschulmedizin“, berichtete Ministerin Bauer. „Wir können heute auf das landesweit gewachsene Wir-Gefühl setzen und darauf aufbauen. Die zusätzlichen Finanzmittel für die Hochschulmedizin stärken den gesamten Gesundheitsstandort Baden-Württemberg. Sie stärken Forschung und Krankenversorgung und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze und neue wirtschaftliche Chancen.“
Herausforderungen dieser Größenordnung lassen sich nicht an einzelnen Standorten und mit regionalen Projekten allein angehen, sondern erfordern abgestimmte, landesweite Ansätze. Das Land unterstützt diesen Prozess nachhaltig und beabsichtigt, über 80 Millionen Euro für Maßnahmen der Digitalisierung, Prävention und Translation an den Medizinischen Fakultäten und Universitätsklinika bis einschließlich 2024 zur Verfügung zu stellen, wovon die erste Tranche nun mit Mitteln des Nachtragshaushaltes sichergestellt wird. Das Land setzt damit konsequent auch die strategischen Zielsetzungen um, die im Forum Gesundheitsstandort im Austausch mit einer Vielzahl von Akteuren aus dem Gesundheitssektor formuliert wurden.
Innovationscampus Rhein-Neckar
Auf dem Innovationscampus Region Rhein-Neckar treffen sich exzellente Grundlagen- und angewandte Wissenschaft, außeruniversitäre Forschung und Wirtschaft mit dem gemeinsamen Ziel, neues Wissen zu generieren und in die Anwendung zu bringen – beispielsweise in neue Produkte, Medikamente oder Verfahren für die Prävention, Diagnostik oder Therapie von Erkrankungen. Neben der Universitätsmedizin beteiligen sich auch außeruniversitäre Spitzenforschungseinrichtungen wie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung. Der Innovationscampus stärkt die zahlreichen Akteure der Spitzenforschung vor Ort, die bereits ihre Kooperationsbereitschaft, unter anderem in Form der sogenannten Forschungsallianz, gezeigt haben. Das Land schafft damit einen weiteren internationalen Leuchtturm.
Die hohe Dichte an Start-Ups sowie kleineren und großen Unternehmen in den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Medizintechnik, Pharma und IT in der Region Rhein-Neckar sind dabei wichtige Partner der wissenschaftlichen Einrichtungen bei der wirtschaftlichen Verwertung von Forschungsergebnissen. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt der Förderung liegt dabei im Bereich der großen Volkskrankheiten wie Krebs, Infektionen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen sowie Lungenerkrankungen.