ISES!
„Den Druck rausnehmen und die Eltern-Kind-Beziehung stärken…“
Diplompsychologin Dr. Isabel Brandhorst leitet das Projekt ISES! am Tübinger Universitätsklinikum und erklärt Hintergründe und Ziele des Programmes.
Was genau verbirgt sich hinter ISES!?
Dr. Brandhorst: Viele junge Menschen in Deutschland zeigen eine problematische Computerspiel- und Internetnutzung. Corona hat diese Situation in den vergangenen Jahren zusätzlich noch einmal verschärft. Für Familien kann das problematische Computerspiel- und Internetverhalten zu einer wahren Zerreißprobe werden. Ständige Diskussionen über das Verhalten, die Sorge um das Kind und die erlebte Hilflosigkeit belasten Eltern, Geschwister und damit das ganze Familienleben. Um Eltern hier Rat und Unterstützung geben zu können, wurde das ISES! Gruppentraining für Eltern entwickelt. ISES! steht dabei für: Internetbezogene Störungen: Eltern stärken!
Wie funktioniert das Gruppentraining für die Eltern?
Dr. Brandhorst: Die Eltern können sich an sechs Terminen treffen, sich austauschen und Neues lernen. Geschulte Psychologinnen und Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzte begleiten diese Treffen. Uns ist wichtig, die Eltern zu entlasten, indem der Druck aus der Eltern-Kind-Interaktion genommen wird. Die Eltern sollen sich auf die Eltern-Kind-Beziehung konzentrieren können, ihre Kommunikation verbessern, so dass Gespräche konstruktiv verlaufen und nicht gleich eskalieren. Den Eltern soll die Möglichkeit gegeben werden, an ihrem Erziehungsverhalten zu feilen und sich selbst und ihre eigene Gesundheit nicht zu vernachlässigen. Wir schließen damit eine wichtige Versorgungslücke in diesem Spannungsfeld, denn in bisherigen Programmen stehen vor allem die betroffenen Jugendlichen im Fokus.
Wagen Sie einen Blick in die Zukunft – wie wird es mit dem Projekt ISES! weitergehen?
Dr. Brandhorst: Wir sind ja nicht nur Kliniker, die in dem Projekt arbeiten, sondern auch Forscher. Unser Ziel ist, ein Programm zu entwickeln, das nicht nur Familien in Baden-Württemberg hilft, sondern in ganz Deutschland zum Einsatz kommen kann. Daher sind wird auch dabei, ein onlinebasiertes ISES! Training zu etablieren. So können auch Eltern von weiter weg von unserem Programm profitieren. Parallel dazu haben wir eine bundesweite Onlinestudie durchgeführt, um die Bedarfe und Belastungen von Eltern computerspiel- oder internetsüchtiger junger Menschen genauer zu erforschen. Diese Ergebnisse sind in unser Programm eingeflossen.
In der Praxis und den Sprechstunden erleben wir immer wieder, wie die Internetsucht von Jugendlichen das Familienleben zermürben kann. Den Menschen hier konkrete Hilfestellungen zu geben und dadurch zu entlasten, ist eine große Motivation für mich, das Projekt ISES! voranzutreiben und auszubauen, so dass es bei der Zielgruppe auch ankommt und unterstützen kann.
Förderung durch die Landesregierung
Das Projekt "ISES! – Internetbezogene Störungen: Eltern stärken!" wird unter dem Dach des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert.