Kurzinterview mit Prof. Oliver Opitz
Ein Bus, der Digitalisierung zu den Menschen bringt
Alle sprechen von Digitalisierung im Gesundheitswesen, doch was genau damit gemeint ist, bleibt für viele Menschen noch abstrakt. Die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) will das ändern und ist seit Sommer 2022 mit dem Digital Health Truck im Land unterwegs – einem ausgebauten Bus, der digitale Anwendungen erlebbar macht. Über die ersten Erfahrungen der Tour spricht KTBW-Leiter Prof. Oliver Opitz im Kurzinterview.
Was wollen Sie mit dem Digital Health Truck erreichen?
Opitz: Der Digital Health Truck bietet Anwendungen der digitalen Gesundheit zum Anfassen – sowohl für interessierte Laien als auch für das Fachpublikum. Den Besucherinnen und Besuchern des Trucks soll die Scheu vor neuer Technologie genommen werden, indem sie selbst diese digitalen Werkzeuge anfassen, Erfahrungen mit den Anwendungen sammeln können und ihre Fragen zu Themen wie Datenschutz kompetent beantwortet bekommen. Dies soll dazu beitragen, dass digitale Gesundheitsanwendungen auf beiden Seiten – sowohl bei den Leistungserbringern als auch bei den Patientinnen und Patienten, Bürgerinnen und Bürgern – mehr Akzeptanz finden und vermehrt der Nutzen gesehen wird. So wollen wir Vertrauen schaffen.
Wie sieht die „digitale Gesundheit zum Anfassen“ denn konkret aus?
Opitz: Wir können im Truck zum Beispiel eine erweiterte Videosprechstunde mit dazugehörigen telemedizinischen Geräten zeigen. Die Besucherinnen und Besucher können ein digitales Stethoskop in die Hand nehmen und sich erklären lassen, wie es funktioniert. Ebenso ein digitales EKG und diverse Kameras. Wir zeigen die Telematikinfrastruktur mit Kommunikationsmodul, zur elektronischen Patientenakte, e-Rezept und zu digitalen Gesundheitsanwendungen. Außerdem haben wir verschiedene digitale Geräte und Wearables für Patientinnen und Patienten im Gepäck. So sind heute bereits Geräte auf dem Markt, die neben dem Puls, Hautwiderstand, Körpertemperatur und der Sauerstoffsättigung des Blutes auch ein einfaches EKG ableiten können. Nicht zuletzt können sich Interessierte auch mit VR-Brillen in die digitale Gesundheit versetzen lassen.
Wie wird das Angebot angenommen, und wie sind die Reaktionen?
Opitz: Wir freuen uns, dass das Angebot sehr gut angenommen wird und hoffen natürlich auf weiter wachsendes Interesse. Neben der Begleitung der Wanderausstellung des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg fahren wir mit dem Truck in Kommunen auf Marktplätze oder sind zu Gast bei Events, wie der Landesgartenschau in Eppingen. Zum Publikum gehören Bürgerinnen und Bürger, aber auch Ärztinnen und Ärzte, die sich zu den Möglichkeiten der Digitalisierung für ihre Praxen informieren. Die meisten sind überrascht, wie viele Anwendungen es heute eigentlich schon gibt und was alles möglich ist. Insgesamt braucht es bei dem Prozess der digitalen Transformation und der Vermittlung von Digitalkompetenz aber sicherlich noch Geduld und kompetente Beratung. Diesen Prozess wollen wir mit dem Truck unterstützen.