Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg stellt Handlungsempfehlungen vor
Nach wie vor sind viele Medikamente in den Apotheken knapp. Mitte November gab es dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge Lieferengpässe bei mehr als 500 Medikamenten, Impfstoffe sind hier nicht mitgerechnet. Das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg hat deshalb gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Apotheken, Krankenhausapotheken, der Pharmaindustrie, dem Großhandel und verschiedener Landesministerien konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Das Papier enthält Vorschläge, die zeigen, was auf Landesebene unternommen werden kann, um die Arzneimittellieferengpass-Problematik kurz- und langfristig zu verbessern.
Deutschlandweit kommt es immer wieder zu Engpässen bei wichtigen Arzneimitteln wie Antibiotika, Krebspräparaten, Blutdrucksenkern, Fiebersäften oder Schmerzmitteln. Und die Zahl der Lieferengpassmeldungen steigt. Mitte November lagen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 513 Meldungen über Lieferengpässe bei Medikamenten vor. Im Sommer gab es rund 450 Meldungen.
Um solchen Arzneimittelknappheiten entgegenzuwirken und ihre Auswirkungen abzufedern, hat sich das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg in den letzten Monaten intensiv mit der Problematik beschäftigt und alle beteiligten Akteurinnen und Akteure an einen Tisch gebracht. Gemeinsam haben Vertreterinnen und Vertreter von Apotheken, Krankenhausapotheken, Pharmazeutischer Industrie, Großhandel und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Handlungsempfehlungen erarbeitet, die zeigen, was auf Landesebene in Baden-Württemberg kurz- und mittelfristig gegen Lieferengpässe bei Medikamenten getan werden kann.
Vorschläge für eine zuverlässigere Arzneimittelversorgung
In dem Dokument erläutern die Autorinnen und Autoren, wie es durch pragmatische Lösungen gelingen kann, die kontinuierliche Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Arzneimitteln trotz Engpässen zu gewährleisten. Sie zeigen auf, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, und machen konkrete Vorschläge, wie die aktuellen Probleme gelöst werden können.
Ein Beispiel ist die Erleichterung des Imports und des Verbringens von im Ausland verfügbaren Arzneimitteln. Hierzu bedarf es den Autorinnen und Autoren zufolge flexibler, rechtssicherer und unbürokratischer Regelungen für den Großhandel und für Apotheken. Für Arzneimittel, für die das BfArM einen Lieferengpass bekanntgemacht hat, sei zudem eine „sachgerechte Lockerung der Vorschriften über den Einzelimport“ notwendig. Aktuell ist für Apotheken – auch für Arzneimittel, die von einem Lieferengpass betroffen sind – keine Bevorratung erlaubt. Ein Import darf somit nur infolge einer konkreten Verordnung durchgeführt werden, was den Autorinnen und Autoren zufolge zu „enormem und vermeidbarem Aufwand in der Beschaffung und Dokumentation führt“.
Ein weiteres Beispiel, das im Papier des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg aufgegriffen wird, sind rechtliche Unsicherheiten für den Arzneimittel-Großhandel aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Vorgaben in den Bundesländern. Um bundesweit Rechtssicherheit zu schaffen, lokale und regionale Unterversorgungen zu vermeiden und seitens der in Baden-Württemberg örtlich zuständigen Aufsichtsbehörden schnell und zielgerichtet agieren zu können, empfehlen die Autorinnen und Autoren beispielsweise, Allgemeinverfügungen und Gestattungen zu vereinheitlichen und auf Ebene der obersten Landesgesundheitsbehörden zu harmonisieren.
Das komplette Dokument mit allen Handlungsempfehlungen steht hier zum Download zur Verfügung.
Über das Forum Gesundheitsstandort BW
Das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg versteht sich als Arbeits- und Innovationsplattform, die gemeinsame Handlungsfelder definiert und neue Kooperationen ermöglicht. In ihm vernetzen sich im Jahr 2023 über 600 Akteurinnen und Akteure aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen, Forschungsinstituten und Universitäten sowie Krankenkassen, Biotech-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen aus Baden-Württemberg. Koordiniert wird das Forum von einer interministeriellen Arbeitsgruppe unter Leitung des Staatsministeriums. In ihr arbeiten das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK), das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus (WM) und das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration (SM), das Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen (IM), das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) sowie das Ministerium für Finanzen (FM) zusammen.
Weitere Informationen: www.forum-gesundheitsstandort-bw.de