Das Projekt „AMBIGOAL -Ambulante Integrierte Gesundheitszentren zur Optimierung der ärztlichen Versorgung und Pflege im ländlichen Raum “ ging im April 2020 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Joachim E. Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) an den Start. Es verfolgt das Ziel, die künftige Versorgung der Bevölkerung in der Region Nordschwarzwald auf hohem medizinischem Niveau zu sichern, denn besonders in ländlichen Regionen gibt es einen zunehmenden Mangel in der hausärztlichen Versorgung. Manche Regionen gelten bereits als unterversorgt. Eine Lösung könnten kommunale Gesundheitszentren sein, welche im Krankheitsfall sektorenübergreifend die individuelle Begleitung und die digitale Vernetzung zu Ärzten und Fachärzten sowie Leistungserbringern insgesamt sicherstellen.
Das Projekt „AMBIGOAL – ANCOR“ knüpft an diese Lösungsansätze an und möchte bei der Nachsorge von COVID-19-Patienten eine verbesserte Vernetzung medizinischer und nicht-medizinischer Ressourcen, analoger und digitaler Unterstützungsmaßnahmen auf kommunaler wie regionaler Ebene erreichen. Best-Practice-Modelle sollen in der Region Nordschwarzwald (DigitalBlackForest) und der Region Kinzigtal etabliert werden.
Ziel ist es, in einem sogenannten Living Lab, also einem Reallabor, Innovationsräume für hybride versorgungsrelevante Prozesse zur Eindämmung von COVID-19-Ausbrüchen, der gezielten Behandlung und Regeneration von Corona-Folgeerscheinungen und der Heilung nach einer Infektion mit COVID-19 zu schaffen. Dabei geht AMBIGOAL-ANCOR vom aktuellen medizinischen Bedarf aus und vernetzt die Sektoren entlang des Behandlungskontinuums (Patient Journey): von der Früherkennung über Abklärung und Akuttherapie bis hin zur Nachsorge. Der Fokus bleibt stets auf Kommune und Region. Ein Schwerpunkt des Projekts „AMBIGOAL – ANCOR“ liegt dabei in der digitalen Begleitung des gesamten Patientenweges und der Nachsorge von Patienten, die an den Langzeitfolgen (psychosomatisch, endokrinologisch und neurologisch) einer COVID-19-Erkrankung leiden.
Zum Projekt gehören die folgenden Bausteine:
- Testungen mit digitaler Begleitung von Infizierten für Bürger, Patienten, Schüler, Personal, Betriebe, Kultur und Vereine mit digitalem COVID-19-Case- bzw. Pandemie-Management
- Digitale Vernetzung von Hausarztpraxen und Spezialpraxen mit nicht-medizinischen regionalen Ressourcen
- Digitale Vernetzung von Spezialkliniken und Hausärzten zum Austausch und zur Anwendung von Fachwissen für Long-COVID-Folgeerkrankungen
- Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz der Bevölkerung über COVID-19-Schulungsinhalte
„Die aktuelle wissenschaftliche Literatur zeigt, dass nicht wenige Betroffene nach durchgemachter Covid-Erkrankung noch lange an chronischen Beschwerden leiden, die einer direkten kausalen Behandlung nicht zugänglich sind. Diese Menschen auf dem Weg zurück in eine psychische und körperliche Wiederherstellung zu begleiten ist eine komplexe Aufgabe, die sektorübergreifende Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams erfordert", erklärt Fischer die Herausforderungen des Projekts.
An dem Projekt sind folgende Partner beteiligt:
- Mannheimer Institut für Public Health, Sozial und Präventivmedizin (MIPH)
- Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW)
- Regionalverband Nordschwarzwald
- KMU HealthVision GmbH
- KMU Health Care Innovation Institute GmbH (HCI2)
„Wir wollen in diesem Anwendungsszenario die verschiedenen Expertisen der Projektpartner für die Versorgung in der Region in die Waagschale werfen und Entscheidungshilfen im Pandemiefall etablieren genauso wie ein Versorgungskontinuum bei bisher noch wenig untersuchten Long-COVID-Verläufen durch digital gestützte Vernetzung von Gesundheitsteams, Hausärzten, Fachärzten bis in die universitäre Spitzenmedizin schaffen“,erläutert Prof. Dr. med. Oliver G. Opitz, Leiter der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg, die Beteiligung der KTBW an dem Projekt.
Durch die erlangten Unsetzungserfahrungen kann das Projekt als regionale Blaupause für andere Regionen in Baden-Württemberg dienen. AMBIGOAL – ANCOR wird im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg gefördert.