zum Inhalt springen
Pressemitteilung

Medizinisches Fernüberwachungsprojekt für COVID-Patienten steht nun landesweit zur Verfügung

Engmaschige ärztliche Kontrolle von COVID-19-Patienten hilft kritische Situationen schnell zu erkennen und so einer erneuten Überlastung der Intensivstationen vorzubeugen.

Die dritte Welle der Pandemie ist glücklicherweise abgeklungen, aber delta-Variante, weitere Mutationen, Impfquoten und regionale Ausbrüche müssen uns weiter wachsam und v.a. gut vorbereitet, besser vorbereitet, sein lassen. Auch die Saisonalität der Wellen lassen spätestens für den Herbst ein erneutes Aufflammen der Pandemie befürchten, die v.a. ungeimpfte Bevölkerungsgruppen treffen würde. Auch wie sich „Long-COVID“-Verläufe entwickeln werden und wie nachhaltig der Impfschutz sein wird, ist derzeit noch unklar. So oder so müssen wir weiterhin darauf gefasst wieder höhere Zahlen von COVID-19-Erkrankten frühzeitig und idealerweise zu Hause und nicht erst im Krankenhaus versorgen zu müssen.

Während einer Erkrankung mit COVID-19 kommt es bei etwa 14 Prozent der Patienten nach 7 bis 10 Tagen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands, der mit Kurzatmigkeit und/oder einem niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut einhergeht. Bei zahlreichen Fällen äußert sich die geringe Sauerstoffsättigung des Blutes jedoch nicht in einer Atemnot. Die Betroffenen spüren zwar ein Krankheitsgefühl, haben jedoch zu Anfang kaum Einschränkungen. Die sogenannte „stille Hypoxie“ wird oft erst bemerkt, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist1 und führt zu einer stationären, oft intensivmedizinischen Behandlung der Patienten, wie wir in der 3. Pandemiewelle eindrucksvoll erleben mussten. Sie scheint für einen kritischen Verlauf mitverantwortlich zu sein.

Erkrankungszustand kontinuierlich erfassen

Damit diese kritischen Situationen in Zukunft nicht entstehen bzw. früh genug erkannt werden, hat die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) das Projekt „Verwendung von digitalen Fernüberwachungs- und -Behandlungslösungen als wichtigen Baustein bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Baden-Württemberg“ gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg sowie Huma Deutschland auf den Weg gebracht. Das durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg im Rahmen des „Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg“ geförderte Projekt unterstützt die Hausärzte darin, ihre COVID-19-infizierten Patienten durch engmaschige und flächendeckende medizinische Kontrollen in ihrer häuslichen Quarantäne aus der Ferne zu begleiten. Dabei werden mithilfe einer als Medizinprodukt zertifizierten App von Huma Deutschland Puls, Atemfrequenz, Körpertemperatur, der Allgemeinzustand sowie der kritische Wert der Sauerstoffsättigung erhoben. Um die Sauerstoffsättigung zu messen, werden die Patienten zu Hause mit Pulsoximetern ausgestattet, die eine Messung der Saustoffsättigung über den Finger ermöglichen. Es ist jedoch ebenso wichtig, auch weitere Faktoren mit einzubeziehen. So kann über die App auch die Atemfrequenz erhoben werden. Die Sauerstoffsättigung und die Atemfrequenz ergeben, gemeinsam mit den anderen Vitalparametern, einen Eindruck über den Schweregrad des Krankheitszustands des Patienten.2

Den Erkrankungszustand der Patienten in Quarantäne kontinuierlich erfassen und kontrollieren zu können, bringt erhebliche Vorteile für die medizinische Versorgung mit sich. So kann der Patient – falls überhaupt erforderlich – zum richtigen Zeitpunkt in eine stationäre Betreuung überführt werden: nicht zu spät für den Gesundheitszustand, aber auch nicht zu früh, um die klinischen Ressourcen nicht unnötig zu überlasten. Ein klarer Mehrwert für das Gesundheitssystem insgesamt! Das Projekt soll dabei nicht nur die kontinuierliche Beobachtung mehrerer Patienten gleichzeitig auf Distanz gewährleisten, sondern auch vermeiden, dass COVID-Patienten in den Praxisräumen andere Menschen anstecken, der zuständige Arzt aber dennoch einen möglichst genauen Einblick in das Befinden und die Vitalparameter „seiner“ Patienten hat.

Interessierte Ärzte können sich melden

Das Konzept ist zunächst in mehreren Modellregionen erfolgreich angelaufen und kann nun in ganz Baden-Württemberg angeboten werden. So kann eine frühzeitige Erkennung einer stillen Hypoxie die Intensivstationen der Krankenhäuser weiter entlasten und damit direkt und indirekt Leben retten. Die Möglichkeit zur digitalen Fernüberwachung ist dabei in Vorbereitung auf die nächste Welle wichtiger denn je!

Das übergeordnete Ziel einer nachhaltigen Pandemie-Strategie muss es sein, dass wir mit innovativen und digitalen Methoden in die Lage versetzt werden, mit mehr Infektionen gleichzeitig und Infektionsausbrüchen umzugehen und immer weniger schwere Erkrankungsverläufe und damit Todesfälle zulassen.

Interessierte Ärzte, die im Rahmen des Vorhabens kostenfrei von dieser innovativen Technologie profitieren möchten, können sich gerne an die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) unter info@telemedbw.de wenden.

Quellen:

1 Hinweise zu Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit COVID-19, Stand: 16.07.2021: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/Stakob/Stellungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_Therapie_Diagnose.pdf?__blob=publicationFile

2 Donno et al. 2021, How to Treat COVID-19 Patients at Home in the Italian Context: An Expert Opinion, Infect Dis Rep. 2021 Mar; 13(1): 251–258. Published online 2021 Mar 20. doi: 10.3390/idr13010028

Seiten-Adresse: https://www.forum-gesundheitsstandort-bw.de/infothek/news-presse/medizinisches-fernueberwachungsprojekt-fuer-covid-patienten-steht-nun-landesweit-zur-verfuegung