In der Medizin entstehen durch digitale Technologien und die Nutzung Künstlicher Intelligenz ganz neue Diagnose- und Behandlungsmethoden – von Apps zur Bestimmung des Insulinbedarfs für Menschen mit Diabetes bis hin zu individuellen, personalisierten Krebstherapien. Deshalb haben sich die Akteurinnen und Akteure des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg mit der Entwicklung und Umsetzung neuer Strategien und Fahrpläne für den Gesundheitsstandort beschäftigt, um die Möglichkeiten der Digitalisierung effektiver zu nutzen und die medizinische Versorgung im Land zu stärken. Bereits im Jahr 2022 hat das Forum mit der Erarbeitung der „Roadmap Gesundheitsdatennutzung Baden-Württemberg“ einen Meilenstein für die Transformation des Gesundheitswesens erreicht und die Basis dafür geschaffen, dass Gesundheitsdaten zum Wohl aller Beteiligten besser genutzt werden können. Dafür wurden neue Initiativen, Gesetzesvorschläge und Leitfäden für praktische Umsetzungen der digitalen Medizin in Wissenschaft, Wirtschaft und Versorgung erarbeitet und vorangetrieben.
Effektivere Therapien durch die Nutzung von Gesundheitsdaten
Mit der Roadmap Gesundheitsdatennutzung Baden-Württemberg und einem EU-Positionspapier zum Verordnungsvorschlag für einen Europäischen Raum für von Gesundheitsdaten hat das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg 2022 und 2023 einen wichtige Impulse für die Rechtsetzung auf Bundes- und EU-Ebene gegeben. Im März 2023 hat das Forum Gesundheitsstandort im Rahmen der Bearbeitung der Roadmap Gesundheitsdatennutzung Baden-Württemberg ein Gutachten erstellen lassen, das datenschutzrechtliche Forschungsklauseln identifiziert und Lösungen aufzeigt, wie Gesundheitsdaten von der Forschung effektiver genutzt werden können. Mit einem Positionspapier zu den Entwürfen des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes (GDNG) und des Digitalgesetzes (DigiG), das im August 2023 veröffentlicht wurde, hat sich Baden-Württemberg außerdem erfolgreich auf Bundesebene eingebracht.
Medizinische Translation: Schnellere Wege vom Labor zum Krankenbett
Neue digitale Technologien sind auch die Voraussetzung dafür, dass innovative Diagnose- und Therapieverfahren sowie vielversprechende Medikamente schneller ihren Weg vom Labor ans Krankenbett zu den Patientinnen und Patienten finden. Um die Frage, wie genau diese Prozesse beschleunigt werden können, geht es bei der Medizinischen Translation. Bereits 2022 hat das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg eine Standortanalyse zum aktuellen Stand der Translationsabläufe initiiert, aktuell wird an einer Translationsstrategie gearbeitet, die am 6. Dezember 2023 bei der Jahresveranstaltung des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg vorgestellt werden soll.
Vermeidung von Lieferengpässen bei Medikamenten und Medizinprodukten
Ob es um die Durchführung klinischer Studien geht, um die Herstellung von Medizinprodukten oder um die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln – gesetzliche Vorgaben und Regularien im Bereich der Medizin, die meist vom europäischen Gesetzgeber definiert werden, dienen einerseits wichtigen Schutzzielen, zum Beispiel dem Patientenschutz, der Gerätesicherheit, der Transparenz oder dem Schutz der Umwelt. Andererseits stellen sie die Betroffenen vor teilweise große Herausforderungen.
Das gilt auch für die EU-Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR), die die Wirtschaft des Landes unter anderem mit umfassenden neuen Anforderungen konfrontiert. Allerdings stellt die EU erst nach und nach die dafür notwendigen Voraussetzungen bereit. Deshalb setzt sich das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg weiter dafür ein, eine für alle Beteiligten machbare Umsetzung der derzeitigen gesetzlichen Regelungen zu ermöglichen, um künftige Lieferengpässe bei Medizinprodukten und Arzneimitteln zu vermeiden.
Förderung innovativer Projekte
Außerdem hat die Landesregierung im Sommer 2023 erneut die Förderung von Projekten des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg beschlossen. Das Gesamtvolumen der dritten Förderrunde beträgt 24,2 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen im Zeitraum von 2023 bis 2026 Infrastruktur- und Innovationsprojekte für eine zukunftsweisende und datengetriebene medizinische Versorgungslandschaft und eine verbesserte Patientenversorgung vorangetrieben werden. Zuvor wurden unter dem Dach des Forums Gesundheitsstandort in zwei Förderrunden bereits mehr als 60 innovative Projekte mit mehr als 100 Mio. Euro unterstützt.
Welche weiteren Meilensteine das Forum im fünften Jahr seit seiner Gründung erreicht hat und welche Maßnahmen ergriffen wurden, um verschiedene strategische Handlungsfelder umzusetzen, lesen Sie in unserem neuen Jahresbericht, den Sie auf unserer Website herunterladen können.
Über das Forum Gesundheitsstandort BW
Das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg versteht sich als Arbeits- und Innovationsplattform, die gemeinsame Handlungsfelder definiert und neue Kooperationen ermöglicht. In ihm vernetzen sich im Jahr 2023 über 600 Akteurinnen und Akteure aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen, Forschungsinstituten und Universitäten sowie Krankenkassen, Biotech-, Pharma- und Medizintechnikunternehmen aus Baden-Württemberg. Koordiniert wird das Forum von einer interministeriellen Arbeitsgruppe unter Leitung des Staatsministeriums. In ihr arbeiten das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK), das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus (WM) und das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration (SM), das Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen (IM), das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) sowie das Ministerium für Finanzen (FM) zusammen.
Weitere Informationen: www.forum-gesundheitsstandort-bw.de