Wie geht eine Uniklinik mit der fortschreitenden Digitalisierung um? Welche Chancen eröffnen digitale Tools aus Sicht eines Pharma- und Diagnostikunternehmens? Welche Bedürfnisse sind aus Sicht von Patientinnen und Patienten sowie Krankenkassen bei der Umsetzung digitaler Instrumente zu berücksichtigen? Und wie steht es um digitale Helfer in der stationären und ambulanten Pflege? Dass die Digitalisierung bereits heute einen großen Einfluss auf die Qualität von Behandlungsstrategien hat und langfristig eine große Rolle bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen spielt, davon ist Prof. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Heidelberg überzeugt: „Die Stärkung der Digitalisierung in der Gesundheitsforschung und im Gesundheitswesen ist der Schlüssel zur Umgestaltung, die der demografische Wandel mit sich bringt, und wird bei sachgerechtem Umgang mit sensiblen Daten für die Menschen im Alltag ganz praktisch erlebbare Vorteile durch eine bessere Medizin bringen. Das Universitätsklinikum Heidelberg ist Taktgeber dieser Entwicklung in seiner Versorgungsregion.“ Wie genau, das wird Dr. Hannes Kenngott, Leiter Stabsstelle Medizinentwicklung, Innovationsmanagement und Digitalisierung am Universitätsklinikum Heidelberg in seiner Keynote berichten und einen Einblick in die Digitalisierungsstrategie des Klinikums geben.
Wie nützen digitale Instrumente den Patientinnen und Patienten?
Welche politischen Rahmenbedingungen die Landesregierung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen schaffen kann, darüber wird Dr. Ute Leidig, Staatssekretärin des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, sprechen. Dass digitale Helfer und Instrumente auch von der Bevölkerung gewünscht werden, das hatte im Juni eine repräsentative Befragung unter Bürgerinnen und Bürgern aus Baden-Württemberg ergeben. Demnach steht die große Mehrheit der Bevölkerung der Nutzung von digitalen Angeboten sehr aufgeschlossen gegenüber. „Für die Fachleute sind Bürokratieabbau, die Digitalisierung und die Vernetzung von Daten die Schlüsselherausforderungen. Eine bessere Nutzung von Gesundheitsdaten bringt die Landesregierung mit einer im März 2022 beschlossenen Roadmap Gesundheitsdatennutzung nun voran“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse im Juni.
Vernetzung von digitalen Patientendaten aus unterschiedlichen Quellen
Eine digitale Vernetzung unterschiedlicher Datenquellen und deren gezielte Nutzung zur optimierten Diagnostik und Therapie entlang von individuellen Parametern der jeweiligen Patientinnen und Patienten – daran arbeiten auch zahlreiche Unternehmen in der Pharma- und Medizintechnik-Industrie. Dr. Pinar Wennerberg, bei Roche Diagnostics als Head of Knowledge Engineering and Data Modeling am Standort Basel tätig, wird zum Netzwerk-Event nach Heidelberg kommen und genau diese Perspektive einbringen. Sie betont: „Damit Patienten durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen ein besseres Leben führen können, ist es wichtig, eine 360-Grad-Sicht auf den Patienten zu erhalten. Patienten sind sowohl körperlich als auch psychisch von einer Krankheit betroffen, und ihre Familienangehörigen mit ihnen. Jeder Patient oder Patientin durchlebt einen Krankheitsverlauf sehr individuell. Sie als repräsentative Vertreter einer betroffenen Gruppe zu behandeln, was heute üblich ist, ist eine verpasste Gelegenheit, ihren Gesundheitsstatus deutlich zu verbessern.” Aus ihrer Sicht ist eine ganzheitliche Sicht auf die Krankheitsgeschichte und die Lebensumstände der Betroffenen eine zentrale Säule, um zur richtigen Zeit die passende Therapie auszuwählen. „Es ist es sehr wichtig, während des gesamten Weges des Patienten, d. h. in der Klinik, zu Hause, im Labor und im Alltag, Zugang zu relevanten und sicheren Daten mit Einwilligung zu haben. Dann wird sich die volle Leistungsfähigkeit von fortgeschrittener Analytik und Künstlicher Intelligenz entfalten, um noch nie da gewesene Erkenntnisse und letztendlich lebensverändernde Ergebnisse für die Patientinnen und Patienten hervorzubringen“, so Wennerberg.
Wer hat Zugang zu den Patientendaten?
Die große Rolle der Verfügbarkeit und sicheren Nutzung von Gesundheitsdaten im Kontext Digitalisierung unterstreicht auch Joachim Bader, Geschäftsführer der AOK Bezirksdirektion Rhein-Neckar-Odenwald: „Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen brauchen wir einen großen Schritt nach vorne. Das umfasst besonders die Verknüpfung von epidemiologischen und klinischen Daten, denn die Verfügbarkeit von Daten ist ein entscheidender Innovations-Baustein in der Forschung. Wichtig ist uns, dass die Versicherten selbständig über Nutzung und Freigabe ihrer Daten entscheiden können sowie Transparenz über die Nutzung haben. Zudem müssen Innovation und Technik den Behandlungspfaden folgen, patientenorientiert, effizient und mit Nutzen für die Versorgung gestaltet werden.“
Wie digitale Innovationen in der ambulanten und stationären Pflege einen Beitrag leisten können und welche Herausforderungen aktuell und in Zukunft in dieser Hinsicht zu bewältigen sind, dazu wird Ursel Wolfgramm, Vorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg ihre Einschätzung bei der Veranstaltung geben. Moderiert wird das Netzwerk-Event durch Prof. Ralf Kindervater, Leiter der Geschäftsstelle des Forums Gesundheitsstandort und Geschäftsführung der BIOPRO Baden-Württemberg GmbH. (Erfahren Sie mehr zum Programm und zur kostenfreien Anmeldung hier.)
Begleitend zur Veranstaltung: Wanderausstellung & Digital Health Bus
Parallel zur Veranstaltung macht die Wanderausstellung „Gemeinsam für Gesünder“ des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg vom 1.-6. September Halt in Heidelberg. Sie wird begleitet vom Digital Health Bus der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg, der am 1./2. September sowie am 5./6. September auf dem Vorplatz des Business Development Centers stehen wird.
Zur Wanderausstellung der Kampagne „Gemeinsam für Gesünder“:
Die Wanderausstellung des Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg bringt Informationen über innovative Ansätze im Gesundheitswesen zu den Bürgerinnen und Bürgern. Auf zehn Präsentationsflächen wird in Text, Grafik, Video und Audio anschaulich dargestellt, vor welchen Herausforderungen das Gesundheitswesen der Zukunft steht, welche Rolle die Digitalisierung spielt und wie in Baden-Württemberg daran gearbeitet wird, dass alle Bürgerinnen und Bürger vom medizinischen Fortschritt profitieren. (Mehr Infos zur Ausstellung und den Themen gibt es hier) Der Digital Health Bus der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg wird ebenfalls vor dem Business Development Center Halt machen. Hier können sich Interessierte hautnah über digitale Gesundheitsanwendungen informieren und selbst aktiv werden.
Eckdaten der Ausstellung:
Ort: Business Development Center Heidelberg des Technologiepark Heidelberg,
Carl-Friedrich-Gauß-Ring 5, 69124 Heidelberg
Öffnungszeiten Ausstellung: 1.9. von 12-20 Uhr, 2.9./5.9./6.9. von 8-16 Uhr
Zugangszeiten Digital Health Bus: 1.9. von 12-18 Uhr und 2.9./5./6.9. jeweils von 10-16 Uhr