Drei Fragen an ...
... Dr. Christoph Löschmann, Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH
Gesundheitskosten senken, Prävention fördern und gleichzeitig die medizinische Versorgung regional nachhaltig verbessern – das ist das Ziel des integrierten regionalen Versorgungsmodells ,,Gesundes Kinzigtal‘‘. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde über die Jahre ein weitreichendes Netzwerk aus Ärzten und Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Kliniken und Krankenhäusern, Pflegediensten, Vereinen, Fitnessstudios, Betriebe, Kommunen und Krankenkassen in der Region aufgebaut, die sektorenübergreifend eng zusammenarbeiten. Wir haben mit Dr. Christoph Löschmann, dem Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH, über das besondere Versorgungsmodell im Kinzigtal und über die Vernetzungssoftware elpax gesprochen.
Herr Dr. Löschmann, das Gesundheitsnetzwerk „Gesundes Kinzigtal“ gilt als langjähriges Leuchtturmprojekt, mit dem die Prävention und die medizinische Versorgung der Menschen verbessert werden sollen. Um das Projekt im Kinzigtal voranzutreiben, wurde bereits 2005 die Gesundes Kinzigtal GmbH gegründet. Was machen Sie im Kinzigtal anders als andernorts? Was bieten Sie an?
Bei GESUNDES KINZIGTAL (GK) steht die bedarfsorientierte Angebotsentwicklung im Vordergrund. Dem „Quadruple-Aim“ Ansatz folgend, wird im Rahmen des mit der AOK-Baden-Württemberg geschlossenen Vertrags zur Besonderen Versorgung nach § 140 a SGB V, die Population der AOK-Versicherten im Kinzigtal angesprochen. Prävention und Kuration werden personalisiert und integriert angeboten. Die meisten präventiven Angebote richten sich auch an die gesamte Bevölkerung im Versorgungsgebiet. Durch die starke Vernetzung in der Region können alle Gesundheitsdienstleister vom Effizienzgewinn, die Bevölkerung von einem breiten Angebot und alle von verbesserten Gesundheitsoutcomes profitieren. Aktuell arbeiten wir mit der AOK gerade an einer Weiterentwicklung des Vertrags, die in den nächsten Monaten in Kraft treten soll.
Wir bieten somit bedarfsgerechte, individualisierte Versorgung für die Region. Um dies alles anbieten zu können, erhalten und stärken wir aber auch die professionellen Strukturen, z.B. durch den Aufbau Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) oder durch Fortbildungsangebote wie der Ausbildung zur Nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPa). Durch die so geschaffenen attraktiven Arbeitsbedingungen sollen Fachkräfte für die ländliche Region gewonnen und gehalten werden. Forschung und Weiterentwicklung, sprich eine starke Innovationskraft, gehören hier natürlich maßgeblich mit dazu.
Gemeisam mit dem IT-Anbieter axaris haben Sie auch eine Vernetzungssoftware für Arztpraxen und andere Versorgungseinrichtungen namens elpax entwickelt, mit der ein abgestimmter Zugriff auf oder der Austausch von Daten ermöglicht wird. Was ist der größte Nutzen dieser Software? Und wie wird dabei die Sicherheit der sensiblen Daten gewährleistet?
Bereits mit der Firmengründung von GK im Jahr 2005 war klar, dass eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung im Kinzigtal auch mit der Digitalisierung der Kommunikation und Zusammenarbeit der Ärzteschaft und der Managementgesellschaft einhergehen muss. So begab sich GK schon vor Einführung der ePA (elektronische Patientenakte) auf den Digitalisierungsweg. Seit 2019 wird im Versorgungsnetz die Software elpax eingesetzt. Diese digitale Plattform wurde von GK und axaris, gemeinsam mit der lokalen Ärzteschaft, für Arztnetze entwickelt. Aktuell wird der Funktionsumfang gemeinsam kontinuierlich weiter ausgebaut. So umfasst die Software neben der digitalen Mitgliedereinschreibung, einer zentralen Patientenfallakte und der Abrechnung auch ein Modul zur Patientensteuerung. Über dieses Modul kann der Arzt oder die Ärztin Patienten direkt zu einem Versorgungsprogramm einschreiben, oder auch zur Gesundheitslotsin überweisen. Telefon oder Fax sind somit zur Kommunikation im Netzwerk nicht mehr notwendig.
Einer der weiteren großen Vorteile von elpax ist der Datenschutz. Durch die durchgängig digitale Patientenreise, von der Einreibung in die Mitgliedschaft – welche für die Abrechnung mit den Krankenkassen zur Abrechnung der Leistungen im Besonderen Versorgungsvertrag nötig ist – über den Austausch der Ärzte untereinander bis hin zur Patiensteuerung ist kein Papier nötig. Alle Prozesse sind digital abgebildet, Zugriffe auf die Daten geschützt und ein Verlust von Daten ausgeschlossen.
Wie viele Praxen und Versorgungseinrichtungen nutzen elpax bereits? Und was ist Ihr Ziel bzw. Ihre Vision für die Zukunft der Vernetzungssoftware?
Im Kinzigtal sind derzeit 15 Ärzte an das System angeschlossen. Da es hinsichtlich der anschließbaren PVS keine technischen Einschränkungen gibt, arbeiten wir daran, allen Haus- und Fachärzten der Region eine Anbindung an das System anzubieten. Aber auch über die Region hinaus wird beispielsweise im Rahmen des LeMeDaRT Projektes (Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Mannheim) gerade an der Anbindung von elpax zum Dateninformationssystem der Universitätsklinik Mannheim gearbeitet. Dies ist für uns ein großer weiterer Schritt auf dem Weg zur vollständigen sektorenübergreifenden Interoperabilität. Über den Einsatz im eigenen Netzwerk hinaus, freuen wir uns sehr, dass sich Anfang des Jahres ein weiteres großes bayrisches Arztnetz für den Einsatz von elpax entschieden hat.
Unsere Vision: alle Arztnetze und zukünftigen Gesundheitsregionen erkennen den Mehrwert der digital vernetzten Zusammenarbeit und möglichst viele davon entscheiden sich für den Einsatz von elpax!