Drei Fragen an...
...Janina Ulmer, Geschäftsführerin der Stuttgart Partnership Initiative – Mass Personalization (SPI-MP)
Das Leistungszentrum Mass Personalization (LZMP) Stuttgart beschäftigt sich mit der Frage, wie Produkte auf individuelle Nutzerbedürfnisse zugeschnitten und dennoch kostengünstig produziert werden können. Der Forschungsverbund Stuttgart Partnership Initiative – Mass Personalization (SPI-MP) an der Universität Stuttgart ist Teil des LZMP und erforscht Fabrikations- und Biomaterialtechnologien für personalisierte biomedizinische Systeme. Wir haben mit Geschäftsführerin Janina Ulmer über die Arbeit des Forschungsverbunds gesprochen.
Der Forschungsverbund Stuttgart Partnership Initiative – Mass Personalization (SPI-MP) an der Universität Stuttgart ist Teil des Leistungszentrums Mass Personalization (LZMP), einer gemeinsamen Initiative der Universität Stuttgart mit den Fraunhofer-Instituten. Woran genau wird in diesem Leistungszentrum gearbeitet?
Frau Ulmer: Das Leistungszentrum Mass Personalization (LZMP) fördert den Dreiklang zwischen Grundlagenforschung, Technologietransfer und industrieller Umsetzung von innovativen Projekten zum Thema Mass Personalization. Wobei Mass Personalization bedeutet, dass Produkte mit der Stückzahl eins zum Preis der Massenproduktion gefertigt werden. Die Auswahl der Projekte orientiert sich an den vier Themenlinien Gesundheit, Produkte und Produktionssysteme, Lebensräume-Bauen und Lebensräume-Mobilität. Beispiele sind personalisierte Orthesen und eine personalisierte Fahrzeuginnenausstattung.
Die Stuttgart Partnership Initiative – Mass Personalization wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg finanziell unterstützt und betreibt exzellente Grundlagenforschung zu Fabrikations- und Biomaterialtechnologien für personalisierte biomedizinische Systeme. Was wird hier erforscht? Und was ist das Ziel?
Frau Ulmer: In der SPI-MP erforschen wir auf Ebene der Biomaterial-, Fabrikations- und Biosystemtechnologie die ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen für die Herstellung von funktionalem Organ- und Gewebeersatz. Aktuell sind dies künstliche Knorpel und künstliches Lungengewebe. Solche Ersatzgewebe finden Einsatz als zellbasierte Testsysteme und können zum Beispiel Tierversuche ersetzen.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Ausgründung ist Personomic, ein Start-up des Instituts für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW), das maßgefertigte Fahrradgriffe entwickelt. Was ist das Besondere an diesen Griffen? Und stehen mittel- und langfristig noch weitere Ausgründungen auf dem Plan?
Frau Ulmer: Ja das stimmt. 33 Prozent aller Radfahrer:innen sind leider von Handbeschwerden betroffen, weshalb die Gründer von Personomic zusammen mit Handchirug:innen, Physiotherapeut:innen und Betroffenen einen Griff entwickelt haben, der durch die Maßfertigung Handbeschwerden verhindert. Diese Griffe bestehen aus qualitativ hochwertigen und langlebigen Materialien und werden möglichst nachhaltig mit modernsten 3D-Drucksystemen zu 100 Prozent in Deutschland gefertigt.
Das Leistungszentrum, aber auch die Universität Stuttgart mit dem neu gegründeten Transferzentrum, dem Institut für Entrepreneurship und der Technologietransferinitiative fördern durch zahlreiche Maßnahmen Ausgründungen. Besonders am Herzen liegen uns damit semi-reife Start-Up-Unternehmen, also Firmen, die bereits die erste Förderphase hinter sich haben, aber noch nicht einkommensstark genug sind, um komplett förderunabhängig existieren zu können. Für diese Unternehmen gibt es leider aktuell vor allem in Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen keine Förderprogramme ohne Eigenfinanzierung.