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Drei Fragen an...

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender AOK Baden-Württemberg

Was genau verbirgt sich hinter der elektronischen Patientenakte? Welche Vorteile bietet sie? Und was muss getan werden, um die Sicherheit der Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten zu gewährleisten? Über diese und weitere Fragen haben wir mit dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Baden-Württemberg, Johannes Bauernfeind, gesprochen.

Herr Bauernfeind, im Jahr 2025 wird in Deutschland flächendeckend die elektronische Patientenakte (ePA) für gesetzlich Krankenversicherte eingeführt, die „ePA für alle“. Rund 73 Millionen Menschen werden nach und nach Zugang zur elektronischen Patientenakte erhalten. Was genau ist die ePA? Und welche Daten können darin gespeichert werden?

Herr Bauernfeind: Die ePA ist ein digitaler Ordner, in dem Versicherte medizinische Informationen ablegen und verwalten können. Auch Ärztinnen und Ärzte und medizinisches Personal können Informationen in der ePA hinterlegen, wenn sie dazu die Berechtigung haben. Die ePA wird somit der zentrale Ort für die Gesundheitsdaten der Versicherten sein. Die Informationen darin können jederzeit und von überall abgerufen werden. So liegen Leistungserbringern alle relevanten Gesundheitsdaten für die Behandlung auf einen Blick vor.

Die ePA-Daten umfassen Arzt- und Krankenhausberichte, Befunde, Diagnosen, durchgeführte und geplante therapeutische Maßnahmen sowie Medikationspläne und untersuchungs- und behandlungsbezogene medizinische Informationen. Versicherte können auch selbst Daten wie tagesaktuell gemessene Blutdruck- und Blutzuckerwerte in der ePA hinterlegen.

Welche Vorteile bietet die ePA für die Patientinnen und Patienten sowie für Ärztinnen, Ärzte, Kliniken, Apotheken oder die Krankenkassen?

Herr Bauernfeind: Die Gesundheitsdaten liegen häufig verstreut an verschiedenen Orten wie Arztpraxen oder Krankenhäusern, andere Unterlagen wie Impfpässe oder Befunde gibt es nur in Papierform. Die ePA beendet diese Zettelwirtschaft und stellt alle wichtigen Dokumente digital zur Verfügung. Ärztinnen, Ärzte, Kliniken und Apotheken profitieren von einer besseren Verfügbarkeit relevanter Informationen, was die Kommunikation zwischen den Akteuren erleichtert und die Qualität der Behandlung verbessert. Fehlerquellen, die durch analoge Prozesse oder Medienbrüche entstehen, werden minimiert, was letztlich die Patientensicherheit erhöht. Darüber hinaus verbessert die ePA die Transparenz und verhindert Doppeluntersuchungen. Perspektivisch kann zudem KI dabei helfen, wichtige Zusammenhänge in den Daten zu identifizieren und so die Qualität und Effizienz der Behandlung weiter verbessern.

Die Gesundheitsdaten der Patientinnen und Patienten werden elektronisch in der ePA gespeichert. Wer hat Zugriff auf diese Daten? Und wie werden die Daten geschützt, so dass sie etwa bei Cyberangriffen nicht gehackt werden können und so in falsche Hände geraten? Der Chaos Computer Club hatte ja im Dezember 2024 auf Sicherheitslücken hingewiesen.

Herr Bauernfeind: Die Versicherten allein haben die volle Kontrolle über ihre persönlichen Gesundheitsdaten in der ePA. Ausschließlich sie können entscheiden, welche Akteure im Gesundheitswesen Zugriff auf bestimmte Dokumente erhalten. Die voreingestellte Freigabe für alle Gesundheitsberufe können sie jederzeit individuell widerrufen und jederzeit wieder erteilen. Niemand außer der oder dem Versicherten oder seiner Vertreterin bzw. seinem Vertreter und denjenigen, die zugriffsberechtigt sind, kann die Inhalte lesen. Krankenkassen haben nie die Möglichkeit, auf die Inhalte der ePA zuzugreifen.

Sicherheitslücken, wie sie etwa vom Chaos Computer Club aufgezeigt wurden, müssen konsequent und umgehend geschlossen werden. Auch wenn dies den bundesweiten Rollout verzögern könnte. Fest steht: Datenschutz und Datensicherheit haben oberste Priorität. Gleichzeitig ist entscheidend, dass sich das deutsche Gesundheitswesen digitalen Innovationen öffnet. Andere sensible Bereiche wie etwa das Onlinebanking, zeigen längst, dass eine Balance zwischen Sicherheit und Fortschritt möglich ist – jetzt zieht das Gesundheitswesen endlich nach.

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