Ausbau und Stärkung der Translation
Health first: Translationale Forschung und Infrastruktur in Tübingen
Unter Translation versteht man die Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse der Grundlagenforschung in neue diagnostische oder therapeutische Verfahren zur direkten Anwendung am Menschen. Ein Ziel der Universitätsmedizin muss sein, die translationale Forschung als eine ihrer Kernaufgaben nachhaltig zu stärken und auszubauen, wie bereits von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in ihrer Schrift vom September 2019 gefordert.
Ein Verständnis der den Erkrankungen zugrunde liegenden Mechanismen bildet die Basis translationaler Forschungsprojekte. An vorderster Stelle steht die Erarbeitung regulatorischer Wirkmechanismen. Präklinische Modellsysteme sind dafür von großer Bedeutung. Nötig sind außerdem Machbarkeitsstudien („Proof-of-Concept“-Studien) und Prüfungen der technischen Durchführbarkeit sowie die frühe Testung am Menschen in klinischen Phase I/II-Studien. Es muss sichergestellt sein, dass die erwarteten Ergebnisse für Patientinnen und Patienten relevant sind. Von größter Bedeutung ist das Vorhandensein der entsprechenden Infrastrukturen. Dazu gehören Biobanken, Biomarker-Laboratorien, Einrichtungen nach „Good Laboratory Practice“, Zentren für frühe klinische Studien („Early Clinical Trial Units“) und Produktionseinrichtungen nach den Richtlinien der „Good Manufacturing Practice“.
Besonders wichtig sind Studien mit kleinen Fallzahlen, Phase-I-Studien („First-in-Human“) und Phase-II-Studien, die aufgrund der finanziellen und regulatorischen Anforderungen eine große Herausforderung für die Universitätsmedizin darstellen. Durch die leichte Einbeziehung von Patientinnen und Patienten sowie eine begleitende Biomarker-Forschung bietet sich der Universitätsmedizin aber auch die Chance, differenzierter und wissenschaftsgetriebener vorzugehen als die Industrie mit klassischen Zulassungsstudien. Außerdem kann die Universitätsmedizin auch Präventionsstrategien erforschen, die für die Industrie keinen unmittelbaren Nutzen haben, aber längerfristig von Bedeutung sein können.