Netzwerk für MRE-Infektionen
Initiative Patientensicherheit BW: Keine Chance für multiresistente Krankenhauskeime
Bakterien, die gegen fast alle Antibiotika resistent sind (multiresistente Erreger, MRE), breiten sich weltweit rasant aus und sind nach Einschätzung der WHO eine der größten globalen Herausforderungen der Zukunft. Wenn es nicht gelingt, diese Epidemie zu bremsen, werden 2050 mehr Menschen an nicht behandelbaren Infektionen als an Krebs sterben.
Erschwert wird die Problematik durch die Tatsache, dass ständig neue Erregerstämme mit weiter zunehmenden Resistenzen auftauchen und sich mit der Mobilität der Patienten und Patientinnen, d.h. über die Verlegungsnetzwerke zwischen Krankenhäusern verbreiten. Dabei sind die Wege der Patienten im Gesundheitssystem (besonders bei häufigen Krankenhausaufenthalten), kaum nachvollziehbar, so dass die Quellen von kritischen Keimen und ihre Verbreitungswege unerkannt bleiben. Besonders besorgniserregend ist, dass die Ansteckungsfähigkeit zunimmt, je resistenter die Erreger werden. Dies gilt sowohl für Übertragungen zwischen Patienten als auch zwischen Krankenhäusern. Eine Drehscheibenfunktion kommt dabei den Universitätskliniken zu, da sie besonders hohe Zuweisungs- und Verlegungsraten haben. Leider wird die MRE-Besiedlung bei der Aufnahme ins Krankenhaus derzeit oft nicht zuverlässig oder nur verspätet erfasst. Die Informationen über MRE-Befall werden nicht immer an die zuweisenden und nachsorgenden Einrichtungen in der Versorgungskette übermittelt. So können sich die Keime ungebremst weiterverbreiten.
Die hier vorgeschlagene Initiative will dieser Problematik mit einem landesweiten Netzwerk von Schlüssel-Akteuren begegnen, das gemeinsam in Baden-Württemberg als erstem deutschem Bundesland eine landesweite Dateninfrastruktur zur Erfassung, Analyse und Kommunikation von MRE-relevanten Daten etabliert, um die Bevölkerung effektiver vor MRE-Keimen zu schützen und die besorgniserregenden epidemischen Trends umzukehren.
Vier Universitätskliniken werden durch umfassendes Screening Keimträger identifizieren und nachsorgende Kliniken über den Besiedlungs/Infektionsstatus von Patienten informieren und Risikoerreger mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden der Ganzgenomsequenzierung präzise charakterisieren. Weitere Kliniken in Schlüsselpositionen in Baden-Württemberg können bei Bedarf in das Netzwerk integriert werden. Ein neuartiges diagnostisches MRE-Screening-Verfahren soll eingesetzt werden, das Nachweis von MRE innerhalb von 30 Minuten ermöglicht. Eine Krankenkasse soll (anonymisierte) Daten zu den Verlegungsströmen und Versorgungspfaden zwischen allen Zuweisern sowie den stationären Versorgungseinrichtungen des Landes zur Verfügung stellen.
Projektpartner:
- Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene
- Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene
- Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Infektiologie, Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene
- Universitätsklinikum Ulm Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene