Validierte Diagnostik mit Künstlicher Intelligenz
Ob Darmkrebs, Prostata- oder Brustkrebs – Künstliche Intelligenz hilft sowohl bei der Krebsvorsorge- und -früherkennung als auch in der konkreten Therapieplanung. Patientinnen und Patienten aus Baden-Württemberg können dabei direkt von neuesten Forschungserkenntnissen profitieren.
Krebsvorstufen genau erkennen – eine Herausforderung
Das Kolorektale Karzinom, umgangssprachlich Darmkrebs, ist eine der häufigsten Tumorarten in Deutschland. Eine Vorsorgeuntersuchung mittels Darmspiegelung kann helfen, den Tumor frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Doch hat diese Diagnosemethode ihre Grenzen, wie , Leiter der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Pneumologie am Katharinenhospital, Klinikum Stuttgart, im Audiofile erläutert.
KI soll Krebsfrüherkennung verbessern
KI kann helfen, die Probleme bei der Früherkennung zu beheben, so Zoller – und hat u.a. das Projekt „KI in der Darmkrebs-Vorsorge” initiiert: Krankenhäuser und Praxen, die Darmspiegelungen (Endoskopien) durchführen, erhalten eine sogenannte Aufmerksamkeits-Endobox (A-Endobox) mit einem eigenen Monitor und integrierter neuester KI.
KI ist auf Erkennung von Polypen trainiert
Während der Vorsorge-Darmspiegelungen schaut damit eine KI dem Untersucher auf einem zweiten Bildschirm über die Schulter. Diese ist darauf trainiert, Polypen zu erkennen und diese in Echtzeit auf den Untersuchungsbildschirmen zu markieren. Anschließend beurteilt der Arzt oder die Ärztin diese Verdachtsfälle und entscheidet, ob es sich wirklich um eine Krebsvorstufe handelt, oder ob es nur ein falsch positiver Befund ist. Warum das von Nutzen ist, erläutert Wissenschaftlerin Zita Saßmannshausen, Doktorandin an der Uniklinik Würzburg, die mit Prof. Zoller an dem Projekt zusammenarbeitet, im folgenden Audiofile.
Wichtige Daten für die Gemeinschaft
Doch der Nutzen des Projekts geht noch weiter: Vorhandene Bilddaten werden über die A-Endo-Boxen gesammelt und können so – natürlich anonymisiert – helfen, die KI noch weiter zu verbessern. Die Daten werden der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt und können in den nächsten Jahren andere Forscher bei neuen Projekten unterstützen. Im Rahmen des Projektes erhalten endoskopischen Praxen und Krankenhäusern in Baden-Württemberg Zugang zu KI-basierter Vorsorgekoloskopie und entwickeln diese alltagstauglich weiter. Die beteiligten Forschenden, wie Zita Saßmannhausen, sehen darin einen großen Gewinn und Motivation der eigenen Arbeit.
KI in der Diagnostik von Brust- und Prostatakrebs
Sowohl das Prostatakarzinom beim Mann als auch das Mammakarzinom bei der Frau stellen jeweils die häufigsten Krebsformen beim Menschen dar. Bei beiden Krebsformen zeigen erste Ansätze der Diagnostik mit Hilfe von KI ein großes Verbesserungspotenzial sowohl in der Früherkennung als auch in der Differenzialdiagnose. Daran forscht unter anderem das Team um Prof. Götz Martin Richter, Radiologe am Klinikum Stuttgart. Gemeinsam mit Projektpartnern arbeitet er daran, ein krankheitsspezifisches KI-Programm zur hochpräzisen Tumordiagnostik zu entwickeln. Auch hier setzen die Wissenschaftler alles daran, möglichst rasch eine hohe Zahl an validierten Datensätzen zu gewinnen.