Hilfe für Eltern bei Internetsucht ihrer Kinder
Wird die Internetnutzung eines Familienmitglieds zum Problem, sind auch die Eltern und Angehörigen die Leidtragenden. Damit sie in dieser Situation Rat und Begleitung finden, wurde ein spezielles Online-Trainingsprogramm für Eltern entwickelt.
Internetsucht beim Kind belastet die ganze Familie
Ist ein Kind oder Jugendlicher abhängig von Computerspielen oder vom Internet, leidet oft die ganze Familie. Einzelne Versuche, etwas am Nutzungsverhalten der jungen Menschen zu ändern, führen zu Konflikten, die Beziehung wird besonders belastet. Zudem zeigen sich die jungen Menschen meist uneinsichtig, lehnen Hilfsangebote ab, ziehen sich sogar immer weiter in die virtuelle Welt zurück. Die Psychologin Dr. Isabel Brandhorst kennt viele solcher Fälle, wie sie im Audio-Statement berichtet.
Erstmals Hilfe für Angehörige
Bislang gab es in Deutschland keine Ansätze, die sich gezielt um die Angehörigen von Internetsüchtigen kümmerten. Die Universitätsklinik Tübingen hat unter der Leitung von Isabel Brandhorst deshalb das Forschungsprojekt „Internetbezogene Störungen: Eltern stärken - ISES!“ ins Leben gerufen, über das Eltern Rat und Begleitung finden. ISES steht für: Internetsucht, Eltern stärken.
Der Umgang mit Internetsucht von Kindern kann trainiert werden
In einem eigens entwickelten Trainingsprogramm lernen Eltern an mehreren Gruppenabenden, die Probleme mit der Internetnutzung des eigenen Kindes besser zu verstehen, Einfluss zu nehmen auf die Symptomatik, die Familienkommunikation zu verändern und mit den eigenen Ressourcen schonender umzugehen. Zudem haben die Tübinger Psychologen ein Onlinetraining entwickelt, das Eltern in sechs Modulen digitale Hilfestellung gibt.
Studie begleitet das Forschungsprojekt
Begleitet wird das Projekt von einer bundesweiten Onlinestudie, die helfen soll, die Bedarfe und Belastungen von Eltern computer- oder internetsüchtiger junger Menschen genauer zu untersuchen. „Wir sind nicht nur Kliniker, sondern auch Forscher”, sagt Isabel Brandhorst. „Wir möchten ein Programm entwickeln, das den Familien hilft, das nachweislich wirkt, das gut angenommen wird und bei der Zielgruppe auch ankommt. Wir wollen einen Beitrag leisten, dass junge Menschen weniger durch eine unkontrollierte Computerspielnutzung belastet werden und Familien ihr Leben frei und aktiv gestalten können. Nicht nur im schönen Baden-Württemberg, sondern perspektivisch auch in ganz Deutschland.”