Prof. Buhlinger-Göpfarth: Nach dem erfolgreichen Abschluss der Pilotphase steht nun die flächendeckende Umsetzung des Konzepts an. Zunächst werden die Erkenntnisse aus der sechsmonatigen Pilotphase konzeptionell aufbereitet. Unser Ziel ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, damit jede Hausarztpraxis, die es möchte, HÄPPI werden kann. Dafür müssen wir den organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmen schaffen.
Dieser Rahmen kann nur innerhalb der Strukturen der selektivvertraglichen Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) umgesetzt werden. In der kollektivvertraglichen Versorgung ist die Beschäftigung von nichtärztlichen akademischen Heilberufen nicht abbildbar, da im Kollektivvertrag eine Leistung nur vergütet wird, wenn Patient:innen vom Arzt gesehen wurden. So kann HÄPPI natürlich nicht funktionieren. In der HZV in Baden-Württemberg, in die bereits über 3 Millionen Menschen eingeschrieben sind, wurde der Arzt-Patienten-Kontakt bereits weitgehend umdefiniert. Zum Beispiel wird im größten HZV-Vertrag mit der AOK Baden-Württemberg der Kontakt zum Praxisteam vergütet und die Beschäftigung von akademischen Gesundheitsberufen wird mit Zuschlägen honoriert. Dadurch wird die Versorgung im Team erst möglich.
Auf dieser Basis haben wir das Konzept erprobt und darauf können wir aufbauen und werden nun mit den HZV-Vertragspartnern Wege finden, wie HÄPPI umgesetzt werden kann. Sobald die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geklärt sind, müssen wir die organisatorischen Voraussetzungen schaffen. HÄPPI zu werden ist, wie bereits beschrieben, kein Selbstläufer. Es braucht Unterstützung und Vernetzungsangebote für Praxen, die HÄPPI werden möchten. Es ist notwendig, Angebote zu schaffen, die den Praxen die Transformation ermöglichen. Mit dem HÄPPI-Workbook haben wir bereits einen praktischen Leitfaden für Hausarztpraxen erstellt, die HÄPPI werden möchten.
Ein weiterer Schritt ist die tiefergehende wissenschaftliche Untersuchung von HÄPPI. Die durchgeführte Pilotstudie war explorativ angelegt. Nun sind konfirmatorische Folgestudien notwendig, um die Ergebnisse weiter zu validieren und noch tiefgreifendere Einblicke in die Transformation zu erhalten.
Die Weiterführung von HÄPPI ist also auf mehreren Ebenen geplant. Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von HÄPPI in die bestehenden Strukturen der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV). Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg wird gemeinsam mit den HZV-Vertragspartnern Wege suchen, wie HÄPPI im gemeinsamen Vertrag umgesetzt werden kann. Wir sehen so eine echte Chance, den wohnortnahen niederschwelligen Zugang, zur Gesundheitsversorgung für alle aufrechtzuerhalten und sogar zu stärken.